Hier kommen Texte über unsere Hunde und unsere Erlebnisse mit ihnen hin ...

Montagskolumne Nr. 8/2024: Hundegeschichten

 

Vielen Dank, liebe Charlotte Titz, für den wunderschönen Artikel über uns und unsere Hunde in der Kronenzeitung! Siehe Bild! Online kann man den Artikel noch ausführlicher lesen: https://www.krone.at/3261357

Und weil Charlotte am Ende des Artikels auf fb und die „Hundegeschichten“ verweist, hier gleich ein paar Hundegeschichten ...:

 

Samstag und Sonntag habe ich bei uns in Bad Sauerbrunn Akupunktur unterrichtet. Als ich am Samstag nach Hause kam, war Sandra schon ganz aufgeregt. „Ich wollte Dir das gleich erzählen! Stell Dir vor, Manuela, du weißt schon, die von den Hunden und dem Hundeverein, hat angerufen und gefragt, ob Du Lust hättest, am Wochenende in Sportgastein bei der Weltmeisterschaft im Schlittenhunderennen für Österreich anzutreten. Sie würden Dich ins Nationalteam nehmen ...“ Ich war gerade bei der Eingangstür hereingekommen, noch ganz benommen vom Unterrichten und freute mich schon auf mein Pflichtbier nach so einem Tag, als mich diese Nachricht wie ein Schlag traf, im positiven Sinne, Gott sei Dank. „Ich weiß nicht, ich bin ja gar nicht bei diesem Verein, dem RSSC, damit ich zu dem Weltverband gehöre ...!“ „Da kümmert sich die Manuela drum!“ „Aber da brauch ich doch eine Rennlizenz!“ „Da kümmert sich ebenfalls die Manuela drum!“ „Aber da müsst ich doch am Donnerstag schon um 11 Uhr losfahren- da haben wir noch Praxis ...!“ „Da kümmere ich mich drum!“ Langsam gingen mir die Gegenargumente aus. „Du sollst eben schon am Donnerstag dort sein wegen der Untersuchung der Hunde und der Eröffnung der WM mit Einmarsch der Nationen ...!“ Dann haben wir uns beide angesehen und mussten einfach richtig loslachen! Ich auf einer WM, mit meinen gemütlichen, sehr lieben und wirklich fotogenen Hunden, aber alles andere als Rennmaschinen und tauglich, Spitzenplätze zu erlaufen. „Aber darum geht es gar nicht! Die wollen Dich einfach dabeihaben! Jetzt kennen die Dich schon und wissen, wie unsere Hunde sind. Für das Team brauchen die noch ein 4-Hunde Team aus der Kategorie 2“, also ein Schlittenteam mit vier Hunden und die Hunde Malamuten oder Samojeden oder Grönlandhunde, und wir haben die Malamuten und den einen Samojeden. „Also, willst Du?! Manuela sitzt zu Hause und wartet auf deine Antwort!“ „Aber, ...“ Meine Suche nach weiteren Ausreden war vergebens. Meine Befürchtung, ich könnte bei dem hohen internationalen Niveau nicht mithalten, deutlich präsent. „Ach was solls! Wie oft komm ich sonst wohl noch in meinem Leben zu einer WM ...“ und sagte zu. Dabei sein ist alles, meine olympische Devise, diesmal für die Heim-WM des Schlittenhundesports im Salzburger Sportgastein.

 

DARUM: Am Freitag geht’s los! ALLE, die zum Anfeuern der Teams aus ganz Europa kommen wollen, traut Euch, kommt vorbei und feuert uns an! Zur Belohnung dürft Ihr sicherlich mit dem einen oder anderen Sibirian Husky oder Malamute oder Samojeden schmusen! Meine vier Schmuser danken es Euch!

 

Ich darf Euch kurz mein Rennteam vorstellen (siehe Bilder):

 

ALSO, the big boss, mein Leithund, ist ANYU, die blauäugige Malamute-Dame. Sie wird heuer sechs und ich kann mich noch gut erinnern, wie sie mit knapp vier Monaten als kleines Wollknäuel in unser bestehendes Rudel zu uns nach Hause gekommen ist. Wir hatten schon Angst, ob sie die anderen eh akzeptieren würden. Anyu ist mit ihren vier Monaten zu jedem hin, hat ihn oder sie angeknurrt, ihren stechenden Blick spielen lassen und war seither der BIG BOSS des Rudels, damals noch quasi als Kleinkind! Und Ihr erinnert Euch vielleicht noch an meinen Post vom April/Mai 2023- da ist mir Anyu (zusammen mit Yukon) in Schweden im Wald abgehaut. Wir hatten die ganze Gegend mobilisiert. Alle hatten mitgeholfen, sie zu finden. Nach zwei Wochen ist sie, wie aus dem Ei gepellt, auf einmal wieder aufgetaucht. „Urlaub beendet!“, schienen ihre Augen zu sagen. Zuvor hatten wir schon gescherzt, dass Anyu wohl nicht wiederkommen würde, weil sie inzwischen ein Wolfrudel übernommen hätte, so dominant wie sie war ...! Doch sie kam zurück und machte uns überglücklich!

 

Neben ihr wird in der ersten Reihe BLUE laufen, eigentlich BLUEBERRY, unser einziger Samojede. Vor 2 Jahren waren wir bei den Pittnauers in Gols zum Weinverkosten eingeladen. Und was haben die dort ständig um unsere Füße herum? Einen schneeweißen extrem wuscheligen Hund, der sich als Mitglied einer uralten Hundeschlittenrasse herausstellte, der Rasse der Samojeden. Also MUSSTE Sandra auch so einen haben. Und da ich meiner geliebten Frau sowieso nichts abschlagen kann, nahm ich in Kauf, dass wir bald wohl fortan einen Kleffer, das Kleffen alias ständig Reden wohl eine Leidenschaft der Samojeden, in unserer Mitte haben würden ... Sandra fand im Internet Ninja (Habietinek) in Oberösterreich, eine der wenigen Züchterinnen in Österreich dieser Rasse, und schwupps hatten wir BLUE. Der Name Blue deshalb, weil Samojeden ja alle nur weiß sind und wie willst Du da als Züchterin acht so Wollknäuel auseinander halten? Ninja hatte jedem einen anderen Farbtupfer auf den Rücken verpasst- und unserer war der mit dem blauen ..., also Blue, und als Schweden-Fans „Blueberry“, unser bevorzugtes Objekt der Begierde im Spätsommer in Schweden. Sobald Blue bereits mit wenigen Monaten mitbekam, dass ich die restliche Meute fast täglich ins Auto verfrachtete OHNE IHN, um mit dem Wagerl unterwegs zu sein, regte er sich fürchterlich auf („kleffen“). Er zwang mich quasi, ihn schon mit zehn Monaten mit dem Schlitten und den Rollgefährten mitzunehmen. In Schweden ist er so unermüdlich, dass ich ihn zweimal täglich bewegen muss, sodass wir dort nicht selten 50 Kilometer pro Tag zurücklegen, ein Teil mit Schlitten, ein Teil auf Ski. Und seit geraumer Zeit weicht er mir nicht mehr von der Seite. Im Schlaf liegt er immer vor meinem Bett, auf Kopfhöhe, um im Notfall mich jederzeit ablecken zu können ...

In der zweiten Reihe haben wir einmal „Floki“, der bei dem Rennen in Werfenweng vor einem Monat zu Weltruhm gelangt ist. Sehr schnell sprach sich herum, dass es da einen Malamute gibt, der jeden umarmt, nämlich wirklich: er springt rauf bei dir und mit den Pfoten drückt er dich an sich heran! Bald kamen die Kinder aus dem Ort und stellten ihren Freunden und Freundinnen Floki vor: „Das ist Floki! Der umarmt alle!“ Und spätestens da sprang Floki pflichtbewusst an einem herauf und umarmte ihn oder sie ... Floki hat eine schlimme Geschichte hinter sich. Wir haben ihn von einem Züchter, an den wir zunächst glaubten, und dann zu spät erkannten, dass er die Tiere nicht nur vernachlässigt, sondern richtiggehend quält. Floki hat sich als Welpe dadurch eine schwere Giardien-Infektion zugezogen, wie auch andere aus dem Wurf. Floki war etwa dreieinhalb Monaten alt, als er immer dünner und dünner wurde, nichts essen konnte und sich schließlich, er war nur noch Haut und Knochen, in einer Ecke des Gartens zurückzog, um zu sterben (wie ich es von Hunden kenne, um nicht das Rudel mit allfälligen gefährlichen Krankheiten zu belasten ...). Also habe ich ihn gepackt und in die Tierklinik Mattersburg gebracht. Eine junge Ärztin war mit der Situation vollkommen überfordert. Sie wollte mich dann gleich weiterschicken, „nur weg“ hatte ich den Eindruck. Ich hielt den bewusstlosen Floki in der Hand und sagte: Wenn ich jetzt die Stunde zu der anderen Klinik fahre, ist der tot! Das ist sein Todesurteil! Also MACHEN SIE WAS!“ In dem Moment kam eine ältere, erfahrene Kollegin herein, legte ihre Hand auf meine Schulter und sprach: „Ich operiere Floki!“ Die Operation begann sofort. Ich wartete. Floki war uns durch sein Leid so unendlich nah und tief mit unserer Seele verbunden. Nach etwa zwei Stunden kann die Ärztin heraus: „Der Darm war durch die vielen Durchfälle wegen der Infektion ineinandergeschoben, eine Invagination, und hatte schon begonnen, abzusterben. Ich musste ein schönes Stück vom Dickdarm entfernen.“ Sie zeigte mir noch die Bilder der Op auf ihrem Handy. Zu Hause nahmen wir Floki im Bett in unsere Mitte. „Die nächsten 48 Stunden sind kritisch. Falls der Darm abstirbt, stirbt er.“ Wir ließen ihn keine Sekunde aus den Augen. Er überstand die 48 Stunden und seither lässt er uns auch keine Sekunde mehr aus den Augen. Floki ist in der Nacht immer im Bett bei uns, wenn wir am Sofa sitzen, liegt er über uns. Seit der Operation, seit seiner Genesung, ist die Bindung zu ihm ganz intensiv. Er hat sich gut erholt, doch er hat nicht die Kraft wie andere Malamuten, um den Schlitten zu ziehen. „Wheeler“ nennt man solche Hunde, die gut mitrennen vorm Schlitten, aber nicht ziehen. Floki ist immer dabei, und dass er nicht zieht, macht nichts. Die anderen ziehen einfach für ihn mit, denn lieben tun ihn alle, Hunde und Menschen ...

 

Neben Floki in der zweiten Reihe läuft Alva. Sie ist unsere russische Prinzessin. „Alva Anastasia“ heißt sie mit vollem Namen, wobei man das „i“ in Anastasia betont, wie uns eine russische Patientin aufgeklärt hat. Alva ist zu uns aus Russland gekommen, weil sich Sandra entschieden hatte, Malamuten zu züchten. „Aber da brauchst du frisches Blut!“, hat uns ein Züchter geraten. Unsere Fühler landeten in Russland bei Natalja, einer jungen, großartigen Züchterin, die jeden einzelnen ihrer Welpen auf Händen trägt. Da sie von der Zucht in Russland leben muss, läuft sie von einer Ausstellung zur anderen und nimmt wohl an, dass alle, die ihre Hunde kaufen, das auch tun werden. Darum sind alle Welpen von ihr den Föhn, das Posieren und das stundenlang gekämmt werden gewöhnt! So auch Alva, die wirklich gar nichts aufregt. Alva ist eine ganz stille, die im Hintergrund beobachtet und sich nicht vordrängt. Aber wenn’s um was geht, dann ist sie vorne dabei. Alva ist nicht sehr groß geworden für einen Malamute, aber sie zieht wie eine Irre. Darum nennen wir sie „Panzer“, weil es auch so lustig aussieht, wenn man am Schlitten steht und sieht, wie Alva ihre vier kräftigen Beine richtiggehend in den Boden rammt.

Als es dann darum ging, zu züchten, entdeckten wir, dass ihr zwei Zähne im Mund fehlen, die nicht angelegt waren. Das ist leider ein Ausschlussgrund für die Zucht. Als wir das Natalja erzählten, schenkte sie uns einen Welpen, den wir uns aus den nächsten Würfen frei aussuchen könnten. Es wurde dann Zorro, aber das ist eine andere Geschichte ... Alva tut sich manchmal schwer, Anyu als Chefin zu akzeptieren, und dann kann es schon mal einen Kampf geben. Nicht nur einmal habe ich bei den Malamuten eine Wunde genäht ... Doch sie vertragen sich dann gleich wieder, für die beiden ist das offensichtlich „ganz normal“, „Natur halt“. Ausflippen tut nur Sandra, einfach, weil sie Angst um unsere Hunde hat.

 

Das ist mein Team. Mit den Vieren werde ich mit dem Schlitten antreten. Und ich wünsche allen Teams, dass sie mit ihren Leistungen zufrieden sind und dass es allen Hunden gut geht. Den Hunden ist es nämlich vollkommen wurscht, welchen Platz sie machen, Hauptsache sie können laufen und haben einen Spaß dabei! Ich werde alles daransetzen, dass meine Vier ein unvergessliches Wochenende erleben. Und für uns wünsche ich mir nur, dass wir gesund bis ins Ziel kommen. Alles Weitere ist Zugabe ...

 

Und der hündische Spruch der Woche:

 

Manchmal sind Hunde

die besseren

Menschen

...

 

Eine wunderschöne Woche für Euch, und denkt an mich, wenn ich ab Donnerstag in meinem Dachzelt in Salzburg liege ... ;-))

 

Euer

Georg Weidinger

 

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Montagskolumne Nr. 9/2024: Meine WM in Sportgastein 2024

 

Wie versprochen berichte ich über das letzte Wochenende, das ich als Teil des Teams Austria bei der WSA-Schlittenhunde-WM in Sportgastein in Salzburg verbringen durfte. Ich bin noch vollgefüllt mit Adrenalin. Sandra meinte vor einer Stunde: „Brauchst ein paar Tropfen?“ Schwestern-Ärzte-Witz ...

Ich tue mir schwer, das Erlebte in Worte zu fassen. Nicht, dass ich die Ereignisse nicht im Kopf sortieren könnte. Nein, soweit funktionieren meine neuronalen Verbindungen noch. Doch immer wieder schießen mir Gefühle dazwischen, Gefühle der Rührung, der Freundschaft, der Zuneigung und tiefer Liebe.

Ich probier’s.

Am Donnerstag letzte Woche bin ich vormittags gegen halb elf nach zehn Patienten fluchtartig in den vor der Praxis wartenden Wagen mit Anhänger gestürzt, nachdem ich die vier Hunde, die mich begleiten sollten, eingeladen hatte, zwei im Kofferraum, zwei am Rücksitz, nachdem mir Sandra zwischen Tür und Angel gesteckt hat, dass mich ein Spaziergänger mit kleinem Hund auf Körperverletzung und Schmerzensgeld angezeigt hat, sie hatte gerade mit dem Polizisten telefoniert, nachdem meine Hunde zu seinem kleinen Hund hin gestürmt waren, was den Mann so erschreckte, verstehe ich, dass er die Tatsachen ein bisschen durcheinanderbrachte, also die Wahrheit verbog, und da wallte bereits die erste Gefühlsregung in mir auf. Der Hund hatte doch nichts gehabt, dachte ich. In fünfminütiger Untersuchung war nichts herausgekommen. Später schon? Der Mann hatte doch nichts gehabt, hatte er gesagt. Später dann plötzlich doch?

Das Hörbuch, das ich mir für die Fahrt nach Salzburg vorgenommen hatte, ruhte unberührt in meinem Handy, ich konzentrierte mich darauf, irgendwie die Spur für die nächsten viereinhalb Stunden zu halten. Die Hunde waren tiefenentspannt. Es geht wohl nach Schweden, dachten sie bei sich, dachte ich.

Dann kam ich beim Vet-Check in Bad Gastein an. Nach langer Suche fand sich in Alva doch ein Mikrochip und ich konnte passieren. Zum ersten Mal in meinem Leben in Sportgastein, hinauf den Berg bis 1600 Meter, dort der Parkplatz, alles voll mit Autos und Wohnwägen und dann schließlich ein freundliches Gesicht. Mein Puls noch ein Chaos, mit dem Puls, den ich in Ruhe hatte, würde ein 100 Meter-Läufer im Ziel nach neuem Weltrekord ankommen. Das freundliche Gesicht: Thomas. Ein Lächeln. Ich bin wohl richtig. „Georg? Du hast es geschafft! Alles rechtzeitig! Du bist der letzte ...“ Okay ... Als Stack-Out-Platz blieb mir der Parkplatz vor dem Lokal mit zumindest ein bisschen Schnee für zwei der Hunde. Ich wollte die Hunde einmal rauslassen. Stack-Out-Leine im Boden befestigt, die vier, Anyu, Alva, Floki und Blue, draußen angehängt, sie nun doch auch aufgeregt wegen der unendlich vielen Hunde, die man ein bisschen sehen, aber vor allem jaulend, singend und bellend hören konnte. Ein Paradis für Hundefreaks! Ich würgte noch an meinem Sodbrennen, das mir ein im Auto hinuntergeschlungenes Weckerl aus dem Supermarkt produzierte.

Ich kurbelte mein Dachzelt hinauf, sortierte meine Sachen und dann sah ich plötzlich Irene, welche unsere Nachbarin in dem acht-Seelen-Dorf Hållbovallen in Schweden gewesen war, nachdem sie mit ihrem Mann Cliff vor einem Jahr weggezogen war! Wir kamen aufeinander zu und umarmten uns. Sie die Beauftrage der WSA, der World Sleddog Association, um vor Ort die Veranstalter zu unterstützen und alles auf ihre Richtigkeit zu prüfen. Spätestens jetzt hatte ich den mich angezeigenden Hundebesitzer vergessen.

Um 18 Uhr das Treffen des Teams, ich herzlich aufgenommen. Mehrere bekannte Gesichter, die ich vom Grüßen bei den diversen Rennen kannte. Schulterklopfen. Der Neue im Team, also ich. Wir bekommen alle einheitliche Jacken, Gutscheine für Essen und Trinken, ein paar organisatorische Details. Ich rede mit Tanja, die ganz in der Nähe von uns zu Hause Tierärztin ist, mit Daniela, die ich bei den verschiedenen Rennen allein vom Sehen bereits ins Herz geschlossen hatte, mit Nik, den anderen. Wir sind ein kleines Team und es fühlt sich so an, als wäre es mit mir nun komplett.

Zurück beim Auto füttere ich die Hunde, gehe dann mit jedem einzeln etwa eine halbe Stunde spazieren, zwei Stunden also im Ganzen, um weiter runterzukommen, um endlich anzukommen. Dabei bemerke ich, wie sehr die Hunde meine Nähe suchen, mir ständig raufspringen, alle vier gleich, und dann komme ich bei ihnen an. Ich werde ruhig. Gegen neun lade ich Anyu in den Kofferraum- der Leithund bekommt ein Einzelzimmer – und die anderen drei in den Anhänger, der ein großes weiches Lager aus Yogamatten und Decken ist, da ich die Innenwände des Anhängers entfernt hatte. Ich steige in das Dachzelt darüber, höre die Hunde, spürte jeden Wackler des Anhängers, wenn sie sich bewegen und fühle mich geborgen. „Alles ist gut!“ Ich telefoniere noch mit Sandra. Buchlesen geht mit vielen Wiederholungen, dann Schlaf und ab vier Uhr hellwach.

Freitag: Um acht Uhr starten die ersten großen Gespanne, ich mit meinen Vier Kategorie 2, drei Malamuten und ein Samojede, komme erst um 14h26 dran. Irene taucht auf: „Natürlich helfe ich dir beim Start! Komme pünktlich vorbei!“ Ich brauche zwei Leute, um die Hunde zum Start zu führen und dort an den Schlitten zu hängen, durch alle Wohnwagenreihen des Stack-Outs hindurch. Nik, der unterhalb von meinem Platz seinen Wohnwagen stehen hat, bietet sich auch sofort an zu helfen.

Nun habe ich unendlich viel Zeit. Ich gehe wieder lange mit jedem einzelnen Hund spazieren, entdecke die magische Landschaft dieses Hochkessels und frage mich, warum bei mir als Österreicher die Berge nie am Schirm waren. Unfassbar schön! Flachländer eben. Marchfeld, was soll ich noch sagen.

So unfassbar schön die Landschaft, so miserabel die Bedingungen des Wetters: es taute, auf den Stecken bildeten sich schön langsam Lacken und die vielen Schlittengefährte pflügten den Schnee in tiefen Matsch. So unfassbar auch meine Nervosität. Stell mich vor 1000 Leute, einen Vortrag zu halten. Kein Problem. Aber bei meiner ersten WM mit den Hunden an den Start zu gehen ...? Gerade dass ich nicht zitterte. Oder doch ein bisschen? Schlimmer als die Mathe-Schularbeiten in der Oberstufe bei dem Mathelehrer, der mir beweisen wollte, dass ich nicht so gut war wie meine Ergebnisse, und das jede Stunde an der Tafel, und das für ein halbes Jahr lang ...

Ich sah Anyu an, sie sah meinen panischen Blick, meine geröteten Skleren, senkte ihre Lider und ich wurde ruhig. Ich setzte mich zu den Hunden. Sie zu spüren, ihren unendlich langsamen Puls, ihre unglaubliche Kraft. Dann Blue, auf meinem Schoß, dann Floki, der mich in der Umarmung hielt, dann Alva ihren Kopf fest an mich drückend. Was sollte mir noch passieren? Ich spürte auf einmal, dass diese vier Geschöpfe mir bedingungslos vertrauten und selbstlos da sein würden für mich. UND ich konnte mich auf sie verlassen. In Schweden hatten wir teilweise 50 km zusammen bei minus 30 Grad pro Tag geschafft und kein Anflug von Problem. Drei Wochen tägliches mehrstündiges Schneetraining hatten wir dort absolviert. Also hier 9 km? Hallo, Georg? Die paar Hügel? Der Gatsch? Lachhaft!

 

Um 14 Uhr trage ich den Schlitten ins Startareal, richte die Leinen aus. Zehn nach zwei kommt Irene, kurz drauf Nik, der seinen Lauf schon hinter sich hat. „Pass auf die Lacken am Ende des Hügels auf! Meine Hunde sind im Wasser verschwunden. Mich hat’s voll hingehaut mit den Ski“. Nik diesmal als Skijörer. Ich schlucke. Das kann ja was werden ...

14 Uhr 26 starten wir los. Wir pflügen durch den Matsch. Die Hunde haben einen Riesenspaß. Nach zwei Kilometern habe ich den Starter vor mir eingeholt. Ich denke mir: Bleib hinter ihm. Da ist es entspannt. Dann wirst du vielleicht gar nicht einmal letzter ... Doch er war einfach zu langsam. Ich rufe „Trail“ und wir ziehen links von ihm vorbei. Blue, der Samojede, der nicht nur wunderschön anzusehen ist sondern auch wie der Teufel rennen kann, solange Anyu als Anstandsdame neben ihm läuft und ihn in der Spur hält, zieht uns den Hügel hinauf. Ich renne mit, rutsche in dem Gatsch ständig aus. Nach einigen Minuten komme ich mit der Anstrengung kaum noch zurecht, denke mir: „Leg Dich einfach in den Schnee! Das wär’s jetzt!“ Anyu dreht sich um, hört meine Gedanken und durchbohrt mit ihrem Blick meine Zweifel. Also weiter. Nächstes Gespann. Wieder ziehen wir vorbei. Arnold steht als Streckenposten am Rand, feuert mich an, doch ich kann kaum mehr meine Beine heben, die Lunge brennt. Endlich das Schild „800 m“, noch ein kleiner Hügel, lächerlich eigentlich, aber in dem Zustand ein Hindernis wie eine ein hundert Meter hohe Wand. Wir kommen ins Ziel. Erste Gratulationen. Ich bin an unfassbarer dritter Stelle. C2 eine kleine Gruppe, nicht zu vergleichen mit den großen Gruppen der Huskys, die einfach deutlich schneller sind als  Aber das sind ganz andere Hunde. Und endlich kann ich mich mit Gleichgesinnten messen und da stehen wir großartig da. Irene wartet schon. Nik auch. Helfen mir mit den Hunden zurück zu meinem Platz. „Geht’s Dir eh gut?“, höre ich noch, als sie schon weiterlaufen, die eine zum Organisieren, der andere, um anderen zu helfen. Was für Menschen!

Nach einer halben Stunde blickt mich Blue an: „Und, war’s das schon für heute? Jetzt bin ich erst warm!“ Zum Glück kann er hier meine Schuhe nicht verschleppen und verstecken als Zeichen dafür, dass ihm fad ist. Ich gehe eine lange Runde mit ihm spazieren. Zurück bin ich die nächsten zwei Stunden damit beschäftigt, Zuseher beim Streicheln meiner Hunde zu koordinieren und zu verhindern, dass sie diese mit Leckerlis füttern ...

Abends mache ich mir eine Packerlsuppe, esse im Stehen, die Aluminiumschüssel auf dem Anhänger. Wieder ziehe ich mit den Hunden einzeln durch die Gegend, vor allem, als es dann schon dunkel ist. Ich schalte die Stirnlampe aus, um die geisterhaften Lichter der Schneeraupen in den Weiten des Tals und den Höhen der Berge zu beobachten. Noch um 23 Uhr fahren die, um alles für den nächsten Tag, die Skifahrer und die Hundeteams, vorzubereiten.

Meine Nervosität hat sich ein wenig gelöst. Mein Ziel für den nächsten Tag: den dritten Platz halten! Das wäre eine Sensation! Der WM-Neuling, über fünfzig und noch grün hinter den Ohren, auf Medaillenkurs!

 

Samstag: Ich schlafe tief, wieder bis vier Uhr. Dann höre ich den Hunden beim Atmen zu. Atmen. Das ist es. Ich beginne im Liegen, meinen Atem zu kontrollieren, dann zu forcieren, so wie es Wim Hof beschreibt. Überatmen. Das werd ich tun, um meine Leistung zu steigern beim nächsten Lauf. Das nehme ich mir vor.

Kaffee vom Gaskocher, am Anhänger stehend. Hunde einzeln rausnehmen, gleich eine schöne Runde gehen, dann an die Stack-Out-Line. Vier Mal. Dann mein Frühstück: Porridge am Gaskocher. Ich besuche die anderen, ob sie etwas brauchen. Nein, alles läuft wie von selbst. Dann warten und atmen bis 14 Uhr 22, meine heutige Startzeit. Wieder tauchen Irene und Nik rechtzeitig auf, helfen mir mit den Hunden, ich am Schlitten, wir zum Start. Der Motor heult bereits. Um 14h22 lassen die beiden die Leinen los und jetzt sind wir fünf ganz alleine. Die vier rennen, ich tauche an so gut ich kann, atme. Die ich am Vortag überholt hatte, starten nach mir. Also die sehe ich wohl nicht mehr auf der Strecke. Der zweite sehr weit vorne, wohl uneinholbar. Ich möchte diesen Lauf einfach nur genießen, das sonnige Wetter, die etwas verbesserten Bedingungen. Ich laufe jeden Hügel zügig mit, merke, dass sich etwas verändert hat. Ich atme, bin nicht mehr am Anschlag wie am Vortrag, vielleicht auch schon akklimatisiert an die Höhe. Für den Flachländer sind 1600 Meter so hoch oben wie der Mond.

Da sehe ich ein Gespann seitlich im Tiefschnee vor mir. Es muss in diesem Moment dort hineingefahren sein. Arnold schon da, um zu helfen. Die Malamuten haben gerauft, wie ich später erfahre. Vielleicht war der Druck für sie zu hoch, denke ich. „Kann ich Euch helfen?“, rufe ich auf Englisch. „Fahr einfach! Geht schon!“, ruft Arnold zurück. Ich drehe mich danach immer wieder um. Keiner folgt mir. Bis ins Ziel geht es entspannt und zügig weiter. Sechs Minuten schneller als den Tag zuvor und ich bin auf dem zweiten Platz! Wieder Gratulationen. Diesmal bekomme ich mehr mit, offensichtlich mehr Sauerstoff in meinen Hirnzellen. Diesmal hilft mir Irene alleine. Nik möchte mit Frau und Kind EINMAL WENIGSTENS in die Therme und ein bisschen entspannen. Wie sehr ich ihn verstehe! Als die Hunde an meiner Stack-Out-Line fixiert sind, wird Irene angerufen- sie solle helfen mit den Raufbolden, den Malamuten. Ich umarme meine Hunde. Danke ihnen für diesen Zusammenhalt. Eine Schar Kinder stößt gleich dazu. „Wie war’s?“ Und schon sind sie bei den Hunden. „Passt kurz auf, ich hol noch meinen Schlitten!“ Als ich zwei Minuten später wiederkomme, stehen alle vier Hunde und sehen verzweifelt in meine Richtung. Ich muss lachen. Die Kinder knuddeln die Hunde ungerührt weiter. Nach einer Zeit schicke ich sie weg. Die Hunde wollen einfach liegen und ausrasten. Die Kleinen verstehen sehr gut, die restlichen Zuseher weniger. Also füttere ich sie und lass sie in den Anhänger. So kann ich nach den anderen sehen, ob ich gebraucht werden. Nein, alles läuft. Wie in Trance stehe ich herum und blicke in die Ferne, verpasse den Fototermin um dreiviertel sechs, lande dann mit den anderen beim Mushatreffen. Heute gibt’s Essen! Doch als wir ankommen, gibt es nur noch einzelne Sitzplätze. Wir verstreut beim Essen. Ich plaudere mit einer Deutschen über ihre 24 Hunde, ihren Zielen, den nächsten Rennen. Nach dem Essen gibt’s mehr Platz und so sitzen wir in unserem Team zusammen. Endlich habe ich mehr Zeit, mit Thomas, Tanja und Daniela zu plaudern. Thomas, unser Teamleader, erzählt von seinen Anfängen, seinem ersten Husky, seinem ersten Rennen. In seinen Worten spüre ich seine Liebe zu den Hunden. Dann will ich wissen, wie er mit Tanja zusammengekommen ist. „Hier genau vor sieben Jahren!“ Sie als Teilnehmerin da, er auch und als Mitorganisator. Details bleiben an dieser Stelle privat. Ärztliche Schweigepflicht, ihr versteht.

Dann beginn Thomas zu erzählen, wie sie auf mich gekommen sind. Manuela, die das hier alles organisiert hat, hat ihn gefragt: „Wir brauchen wen für C2!“ „Was hab ich mit Malamuten am Hut! Ich soll fahren ...?“, dachte er. Nein, ob er wen kenne. Vor wenigen Wochen war ja das Rennen in Werfenweng und da war ich ihm aufgefallen. Und die Hunde waren auch entspannt gewesen und total ok. Ich merke, wie die Geschichte Thomas beim Erzählen rührt. Doch bevor er sie fertig erzählen kann, setzt sich Arnold, Manuelas Ehemann, zu uns und übernimmt den Gesprächsfaden. Macht nichts.

Ich verstehe, Thomas.

Und so geht das Gespräch die nächsten Stunden hin und her, ich lerne Herbert den Fotografen kennen, der schon einmal auf meine Montagskolumne gestoßen war, und ich höre von Tanja viele Geschichten, auch die von ihrem „WM-Trauma“. „Ich hab echt schon alles gewonnen bei den Rennen die letzten Jahre. Aber immer, wenn es um eine WM oder EM geht, ..., NICHTS! Noch keine Medaille! Weil mich das so fertig gemacht hat, hat mir Dani einen Coaching-Kurs geschenkt, damit ich damit lerne, umzugehen ...“ Daniela sitzt daneben, legt Tanja ihre Hand auf die Schulter. „Und jetzt bist du auf Platz zwei! Und nach dem morgigen Durchgang, wer weiß!“, sage ich. Tanja strahlt, ihre Augen feucht. Nur nichts verschreien ...!

Nach drei Bier und zwei Jägermeisterrunden irgendwann nach elf verabschiede ich mich- muss noch die Hunde versorgen. Ich nehme sie wieder einzeln heraus, gehe mit jedem mindestens eine halbe Stunde und genieße die Landschaft, den aufkeimenden Wind, die Lichterspiele der noch immer auf Berg und im Tal fahrenden Pistenraupen. Die Hunde fordern mich zum Spielen auf. Ich hopse mit Ihnen mit meinen gefühlten einkomme fünf Promille im Schnee herum, nutze den alkoholbedingten leichten Schwindel, um mich noch schneller zu drehen, lande immer wieder im Schnee. Wenn die Hunde jetzt lachen könnten ...

Sonntag: Dann leicht schwankendes – diesmal nicht die Hunde – Schlafen im Dachzelt, wieder bis vier, da ist irgend etwas in mir programmiert. Der Wind schaukelt sich in der Nacht immer mehr auf. Den Starkwind um drei Uhr nachts habe ich verschlafen. Um kurz nach fünf wird er richtig heftig. Ich höre draußen ein paar Sachen herumfliegen. Das Dachzelt stabil wie ein Haus. Arnold hatte das am Abend schon vorhergesehen. „Das wird morgen nichts! Der Wind wird immer stärker werden!“ Um sieben Uhr die erste Entscheidung: Die Mittelstrecke ist gestrichen. Nächste Entscheidung um acht Uhr, dann vertagt auf neun Uhr: Alle Gespannfahrten außer die mit den Zweier- und Vierer-Gespannen abgesagt. Über die gibt’s um zehn eine Entscheidung. Wieder warten. Um halb zehn kommt Thomas auf mich zu, grinst bis über beide Ohren, umarmt mich fest:

„Herr Vizeweltmeister!!!“

Ich kanns kaum glauben! Zwei gültige Durchgänge müssen für diese WM reichen. „Um halb zwölf gibt’s unten im Lokal die Siegerehrung!“ Er stürmt gleich weiter, um es den anderen zu erzählen. Ich sehe Nik, er weiß er auch schon. Ich frage ihn: „Und wie war die Therme?“ „Nix. Ich hab‘ meine Geldbörse vergessen. Dann haben wir mit unserem Duschgutschein eine halbe Stunde lang heiß geduscht!“ Wir lachen beide. So spielt das Leben!

Ich beginne meine Sachen im Anhänger zu verstauen, kurble das Dachzelt hinunter. Da kommen immer mehr Zuseher, die wissen wollen, was los ist. „Alles abgesagt“, sage ich ihnen. Als Widergutmachung fallen sie streichelnd über meine Hunde her. Dabei war ein bayrisches Ehepaar, vor allem die Frau, treuer Begleiter meiner letzten drei Tage. Immer wieder ist vor allem sie zu mir gekommen, hat mich gefragt, ob alles passt, wie es aussieht, die Hunde gestreichelt, Fotos gemacht (die mit den Hunden und mir vor unserem Auto und Anhänger sind von ihr), hat das Ganze als großes Abenteuer miterlebt. So schön. Mitgefiebert. Bis zur Siegerehrung dageblieben, quasi das Happy end abgewartet.

Alva und Floki springen nun schon aufs Auto. Ihre Blicke rufen „Rette uns!“ Ich lasse die vier ins Auto, zwei auf den Rücksitz, zwei in den Kofferraum und gehe los Richtung Siegerehrung. Am Tisch des Team Austria bereits unser stolzer Teamleader Thomas, hantiert mit eine Actionkam am Stick. Vier Mal Silber und einmal Bronze für unser kleines Team Austria! Ein großer Erfolg! Und die anderen, die sich gegen die ganz großen Teams durchsetzen mussten, auch tolle Platzierungen. Ich da in meiner Malamute-Samojeden-Nische der glückliche Außenseiter.

Dann fällt mir plötzlich ein: Ich habe Floki und Alva am Rücksitz nicht festgemacht und am Beifahrersitz der Sack mit meinem ganzen Essen und Trinken!

Während ich den Reden lausche, die nun folgen, und den ersten Preisverleihungen, male ich mir im Kopf aus, wie wohl das Auto innen aussehen wird, wenn ich nach der Zeremonie zum Auto zurückkomme ...

Dann kommt Tanja: Silber! Mit Österreichfahne bewaffnet stellt sie sich aufs Stockerl und grinst wie ein Hutschpferd. All die Fotografen schießen ihre Fotos, vor allem Edith, die ich auch kennenlernen durfte, grinst jeden von uns an, wie wir dann oben stehen.

Dann ich Silber, Fahne und rauf aufs Podest, Hutschpferdgrinser, wie man am Foto von Edith gut erkennen kann, Gesichtsfarbe noch die Erinnerung, das nächste Mal Sonnencreme mitzunehmen.

Und dann noch Markus, Silber, Isabella, seine Tochter, in der Jugendklasse Bronze und schließlich Klaus als Abschluss einer langen Hundeschlittenkarriere ein unerwartetes Silber! Was für ein Tag! Was für ein Rausch!

Bei den letzten Worten eines der Funktionäre stürme ich bereits hinaus und hinauf zu meinem Auto, da mir Schlimmes schwant, komme beim Auto an, reiße die linke hintere Türe meines Dusters auf: alle schlafen, blicken nicht einmal hoch. Nicht einmal die Gerüche aus dem Sack vor ihren Nasen hatte sie verlocken können. „Ich bin so stolz auf Euch!“, sage ich ihnen laut. „Wissen wir eh!“, scheint Flokis Blick zu sagen, „Wann fahren wir endlich?“, der Blick von Alva ...

Ich gehe zurück hinunter, zu den anderen, möchte mich noch in Ruhe verabschieden. Ich treffe Irene am Weg, die sehr beschäftigt erscheint, sodass unsere Verabschiedung distanziert ausfällt mit „Grüße für Cliff!“ „Grüße für Sandra!“ Macht nichts. Wir werden uns sicherlich bald wieder treffen, wo immer auf der Welt.

Draußen erwische ich Arnold, eine Umarmung. „Nächstes Jahr Anfang März wieder hier, weißt eh? Da machen wir wieder ein Rennen!“ Ich bin dabei! Im Lokal erwische ich noch Manuela. „Danke für alles!“ „Gern! Jetzt bist im Team!“, entgegnet sie und ihr Blick erwartungsvoll. „Klar! Ich bin dabei!“ Und dann noch Tanja, Thomas und Daniela. „Ich komme mit meinen Hunden zu Dir in die Praxis! Dann passt wenigstens alles mit den Impfungen!“, sage ich. „Geh, Du brauchst doch eh nix. Machst eh alles selber! Aber die Impfungen mach ma!“ Eine Umarmung mit Daniela, die seit dem Tag davor angeschlagen ist. Sie hatte die Verkühlung tagelang hintanhalten können. Jetzt war sie da. „Ab nach Hause und ausruhen!“, mein ärztlicher Rat. „Ah geh ...!“ ihr Blick, dann ein Lachen. „Wir sehen uns bald wieder!“, sie nickt. Zuletzt Thomas, der Teamleader. Eine feste Umarmung. „Danke für alles!“, sage ich ihm und spüre die Dankbarkeit wirklich für ALLES tief in meinem Herzen. Noch ein paar Worte hin und her, um die Rührung hintanzuhalten.

Männer und Gefühle eben.

Für Thomas ist dieser Newsletter so lange ausgefallen, als kleines Dankeschön, weil er die so mag. Keine Sorge, passiert nicht wieder, außer vielleicht bei der nächsten WM irgendwo im Norden in zwei Jahren ...

Dann bin ich nach Hause aufgebrochen. Die Hunde schlafend in meinem Rücken. Als ich Bad Gastein hinter mir lasse, kommt der Hunger. Ich kaue an einem Käseweckerl herum, das ich in dem Sack auf dem Beifahrersitz finde und da ist auch schon Alva direkt neben meinem Gesicht. Manche Dinge ändern sich nie ...

Wie in Trance fahre ich die viereinhalb Stunden nach Hause, mit einer kurzen Tankpause, höre immer wieder in das vorbereitete Hörbuch hinein, dann wieder Ö3, Ö1, Stille. Wie es kommt.

Und zu Hause darf ich meiner geliebten Frau alles brühwarm erzählen, so wie ich es Euch, immerhin noch lauwarm, erzählen darf, sie an meinen Lippen hängend, hatte in der Zwischenzeit drei riesige Gemälde gemalt, die ähnlich wie ich Besessene ...

 

Und der Spruch der Woche, diesmal wirklich kurz:

 

DANKE!

 

Danke aus tiefstem Herzen für all die Freundschaft und ehrliche Zuneigung, für die Mitfreude und den Zusammenhalt in unserem Team Austria!

Und Danke an meine vier Hunde, dass sie mit mir dieses unglaubliche Wochenende durchlebt und mir in jedem Moment vertraut haben.

Und danke Euch, falls Ihr es im Text bis hierher geschafft habt!

Ich bleibe Euch allen verbunden!

 

Euer

Georg Weidinger

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